Meine Gedanken über…Vertrauen

Meine Gedanken über…Vertrauen

Vertrauen ist ein fast heiliger Begriff, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht, sei es zwischen Liebes-  Ehe- oder Geschäftspartnern oder um Eltern/ Kind Beziehungen oder  auch um Freundschaften. Jede*r hat den Anspruch,  es möge ihm oder ihr Vertrauen entgegengebracht werden. Ich werde hier an dieser Heiligkeit kratzen und vielleicht auch Widerstand hervorrufen.

In einer Paarbeziehung beispielsweise: Ein Partner oder eine Partnerin hat „betrogen“, sprich mit einem anderen Menschen Sex gehabt, vielleicht sogar immer wieder über einen längeren Zeitraum. Es  fliegt auf und schon gibt es ein Vertrauensproblem:

Die  betrogene Person hat nun den Anspruch, wenn die Beziehung fortgeführt werden soll, wieder Vertrauen aufzubauen. (Was, nebenbei bemerkt, in den meisten Fällen von Fremdgehen und Außenbeziehungen der Fall ist ). Ebenso hat die Person, die betrogen hat, den Anspruch, es solle ihr wieder Vertrauen entgegen gebracht werden. Warum eigentlich?

Aus meiner Sicht entbehrt es nach so einer Geschichte der Grundlage für Vertrauen. Hat sich denn die Person, die betrogen hat, als eine vertrauenswürdige Person erwiesen? Ist Lügen und ein falsches Bild von sich und der Beziehung zu erzeugen vertrauenswürdig? Unter den gegebenen Umständen ist es ziemlich blauäugig, zu vertrauen. Deshalb ist aus meiner Sicht nicht die Frage von Bedeutung: Wie kommen wir dahin, dass wieder vertraut wird? Vielmehr sollte die Person, die betrogen hat, überprüfen, ob sie eine vertrauenswürdige Person ist und wenn nicht, wie sie es wird (wenn sie dies denn möchte). Und die betrogene Person ist endlich klüger geworden, weil sie nicht vertraut, denn wenn sie es vorher getan hat, war es eindeutig ein Fehler: einer nicht vertrauenswürdigen Person zu vertrauen.

Ich denke, dass die Bedeutung von Vertrauen in einer Beziehung zu hoch bewertet wird. Es ist eher eine romantische Idee und ein Modell, in dem man sich sträubt, mit der Wahrheit umzugehen, wenn man meint, dass Vertrauen in einer Beziehung unerlässlich ist. Aber es ist von hoher Bedeutung, ob ich eine vertrauenswürdige Person bin. Wenn ich dies bin, werden andere dies mitbekommen, und es entsteht von selbst Vertrauen. Aber in dem Umgang mit Vertrauen in unserer Kultur überspringen wir diesen Teil immer. Wir wollen vertrauen, wir wollen, dass uns vertraut wird, aber niemand spricht darüber, auf welcher Grundlage das eigentlich stehen soll.  Dabei ist diese Grundlage allein entscheidende Element darin.

Es gibt unendlich viele Beispiele für nicht vertrauenswürdiges Verhalten. Um einige zu nennen: Die Mutter, die dem Kind, das sie darauf anspricht, dass der Vater so oft betrunken ist, sagt, das bilde es sich nur ein. Der Mann, der gemeine Spötteleien über seine Frau von sich gibt und wenn diese verletzt ist, ihr sagt, sie habe keinen Humor. Die Chefin,  die wissend falsche Zahlen weitergibt…allen gemeinsam ist eins: Alle hantieren mit der Unwahrheit. Jede und jeder, der oder die mit Unwahrheit in Kontakt mit anderen tritt, ist nicht vertrauenswürdig.

Um oben genanntes Beispiel in eine andere Perspektive zu bringen: Eine verliebt sich in jemand anderen, teilt dies mit und teilt auch mit, dass sie vorhat, mit dieser Person Sex zu haben. In diesem Fall haben wir kein Vertrauensthema. Die Person ist insofern vertrauenswürdig, dass sie transparent macht, was los ist und die andere Person hat die Möglichkeit, sich dazu zu verhalten, was bei Lügen nicht der Fall ist. Es sei denn, die Person hat sich vorher so dargestellt, dass sie nie mit jemand anderem Sex haben würde, dann ist sie auch nicht vertrauenswürdig. Das, was sie gesagt hat stimmt nicht mit ihrem Handeln überein.

Darüber hinaus ist Vertrauenswürdigkeit natürlich nicht pauschal zu betrachten. Es verhält sich nicht so, dass jemand grundsätzlich vertrauenswürdig ist oder nicht. Jemand kann z.B. in Bezug auf seinen liebevollen Umgang mit seinen/ ihren Kindern absolut vertrauenswürdig sein, aber vielleicht nicht in Bezug auf den Umgang mit dem gemeinsamen Geld. Oder ein Vater ist völlig vertrauenswürdig in seiner Fürsorge und Zuverlässigkeit dem Kind gegenüber, aber keineswegs gegenüber seiner Ehefrau. Auch hier sind die Beispiele ohne Ende. Jeder findet sicherlich etliche eigene Beispiele und auch für die Menschen, mit denen wir zu tun haben.

By |2020-05-07T22:28:05+02:00Mai 7th, 2020|Uncategorized|0 Comments

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